Unsere 10 Bildungsbereiche

„Das Kind ist Akteur seiner eigenen Entwicklung
und soll darin ernst genommen werden.“
Piaget

Wir als Kindertageseinrichtung sind die erste Stufe im öffentlichen Bildungssystem und haben einen eigenständigen Erziehungs- und Bildungsauftrag.

Ziele der Bildungs- und Erziehungsarbeit in Kindertageseinrichtungen sind nach dem Kinderbildungsgesetz NRW (KiBiz):

  • die Förderung des Kindes zu einer eigenständigen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit
  • die Befähigung des Kindes zu Verantwortungsbereitschaft, Gemeinsinn und Toleranz
  • die Stärkung seiner interkulturellen Kompetenz
  • die Ermöglichung, kulturelle Fähigkeiten herauszubilden
  • die Unterstützung des Kindes bei der Aneignung von Wissen und Fertigkeiten in allen Entwicklungsbereichen

Unsere Tageseinrichtung für Kinder ist ein wichtiger Ort der Bildung, der nicht primär der Vorbereitung auf die Schule sondern einer umfassenden Lebensorientierung dient.
Um den damit verbundenen Anforderungen gerecht zu werden, arbeiten wir nach dem „offenen pädagogischen Konzept“ von Axel Jan Wieland mit gestalteten Werkstatträumen als inspirierende Arbeitsumgebung für die Kinder.

Werkstatträume / Lernwerkstätten bieten den Kindern vielfältige Gelegenheiten, eigene Zugänge zu Themen und Handlungsweisen zu finden, sie sind die entscheidenden Akteure.
Werkstätten sind Räume des Fragens, des Untersuchens und des Entdeckens, Orte des Staunens und des Findens, sie bieten unseren Kindern viel (Frei-)Raum für individuelles Spielen und Lernen. Die arrangierte Arbeits- / Spielumgebung fördert das forschende Lernen und erhöht die Freude der Kinder an Entdeckungen und Weiterführungen, denn unsere Werkstatträume

  • halten Gegenstände bereit, die die Kinder inspirieren, alle Sinne ansprechen und kreative Prozesse in Gang setzen
  • haben eine große Vielfalt von Spiel- und Lernimpulsen
  • ermöglichen den Kindern unterschiedliche und individuelle Lernzugänge zu Lerninhalten
  • halten Materialien und Werkzeuge bereit, die Kindern zum unmittelbaren Experimentieren und zur kreativen Gestaltung dienen
  • bieten den Kindern Gelegenheiten zur Kommunikation und zum individuellen Rückzug
  • sind Räume, in denen sich je nach Themen Lernstationen in Zusammenarbeit mit den Kindern und den lernbegleitenden päd. Fachkräften entwickeln
  • dienen als Ideen- und Materialbörse und halten für die unterschiedlichen Bedarfe der Kinder Materialien für ihre vielseitigen Themen bereit

Unsere pädagogischen Fachkräfte sind Begleiter des selbstbestimmten Lernens unserer Kinder und lassen sich immer wieder von ihnen erstaunen, was sie alles können, wissen wollen und herausfinden. Somit ist die Umsetzung des Werkstatt-Konzeptes ein kleiner Mosaikstein im Bemühen, den Kindern ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Auch unser naturnahes Außengelände verfügt über altersspezifische Spielgeräte und Bewegungsflächen. Die Kinder erhalten hier unterschiedlichste Bewegungsanreize und können entsprechend ihrer Bedürfnisse und ihrer Entwicklung die Motorik schulen, soziale Interaktionen eingehen und ökologische Erfahrungen sammeln.

Die Kinder haben bei ihren Entscheidungen Freiräume und lernen so, für sich selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln. Für die besonderen Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen werden entsprechende Bedingungen und Erfahrungsräume geschaffen, die unterschiedliche Fähigkeiten und Voraussetzungen der Kinder berücksichtigen, so dass auch Kinder mit Behinderungen und Kinder mit Erfahrungen aus anderen Kulturkreisen an der Gemeinschaft teilhaben können.

Den Kindern wird bei der Gestaltung ihres Tagesablaufes ein Mitbestimmungsrecht eingeräumt, da sie entscheiden, wann und in welchen Werkstätten sie an Aktivitäten teilnehmen möchten.
In den Werkstatträumen, in der täglichen Vollversammlung und in den altersspezifischen Stammgruppen finden zu unseren aktuellen Projekten/Themen abgestimmte pädagogische Angebote statt.

„Die Kinder eignen sich die Welt an und werden von uns begleitet.“

Die nachfolgend aufgeführten 10 Bildungsbereiche dienen als Orientierung für unser pädagogisches Handeln und erheben nicht den Anspruch abschließend zu sein – sie lassen sich lediglich gedanklich von einander abgrenzen.

  1. Bewegung
  2. Körper, Gesundheit und Ernährung
  3. Sprache und Kommunikation
  4. soziale, kulturelle und interkulturelle Bildung
  5. Musisch-ästhetische Bildung
  6. Religiöse und ethische Bildung
  7. mathematische Bildung
  8. naturwissenschaftlich-technische Bildung
  9. ökologische Bildung
  10. Medien


Im Anhang werden die einzelnen Bildungsbereiche näher erläutert.

Die Zusammenarbeit mit den Eltern findet auf Basis eines bedarfsgerechten Austausches statt wie z.B. auf Elternabenden, im Elterncafé, bei Tür- und Angelgesprächen und in regelmäßig stattfindenden Entwicklungsgesprächen. Durch diesen engen Austausch über die Entwicklung und den Bildungsstand des Kindes wird es allen ermöglicht, gemeinsam an der Entwicklung und Förderung des Kindes beteiligt zu sein.
Zur Optimierung der Betriebsabläufe wird ein Beschwerdemanagement in enger Zusammenarbeit mit der Leitung und dem Träger vorgehalten. Hier haben die Eltern zu jeder Zeit die Möglichkeit, Kritik, Anregungen, aber auch Beschwerden einzubringen.

Die Eingewöhnungszeit in Anlehnung an das Berliner Eingewöhnungsmodell wird in unserer Einrichtung in Zusammenarbeit mit den Familien individuell gestaltet, um eine tragfähige Beziehung zwischen Kindern, Eltern und Erzieherin aufzubauen. Durch die starke Einbindung der Eltern und die Möglichkeit der Hospitationen erhalten die Eltern einen intensiven Einblick in den Alltag und die Arbeitsweise der Kindertageseinrichtung, so dass der Dialog zwischen Eltern und pädagogisch tätigen Fachkräften angeregt und gestärkt wird.

Durch die gemeinsame Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderungen lernen Kinder, alle Menschen in ihrer Vielfalt zu achten und ihr Anderssein zu akzeptieren. Die individuelle Förderung und weitest gehende Eingliederung des Kindes in die Gesellschaft wird durch die Integration aller pädagogischen, heilpädagogischen und therapeutischen Leistungen in einem ganzheitlichen Förderkonzept gesichert:

  • Erzieherische, bildende, betreuende und pflegerische Maßnahmen
  • Individuelle Förderung des Kindes im Gruppenzusammenhang und in Einzelsituationen
  • Heilpädagogische und therapeutische Maßnahmen
  • Unterstützung bei der Entwicklung von Ich-, Sach- und Sinnkompetenz sowie von sozialer Kompetenz
  • Förderung der aktiven Teilnahme am Gruppengeschehen
  • Intensive Zusammenarbeit mit den Eltern / Beratung und Unterstützung der Eltern


Ziel der Integration ist es, durch die gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung allen Kindern der Einrichtung wichtige Erfahrungen und Impulse für ihre Entwicklung zu bieten und ihre individuellen Kompetenzen zu fördern.

Nicht nur die pädagogischen Fachkräfte der Stammgruppe stehen der Zusammenarbeit und dem Austausch mit betroffenen Fachdiensten offen gegenüber. Das gesamte Team der Kindertageseinrichtung ist am Prozess der Integration beteiligt.
Die pädagogischen Fachkräfte in unserer Einrichtung sind den Kindern vertraute und verlässliche Bezugspersonen und geben ihnen emotionale Zuwendung, Schutz und Geborgenheit.
In regelmäßigen Teamsitzungen tauschen sich die Erzieherinnen über den Entwicklungsstand der Kinder und die pädagogische Arbeit aus. Die Mitarbeiterinnen nehmen je nach Bedarf, Neigung und Interesse an Fortbildungen teil.

Die Wahrnehmung, Beobachtung und Dokumentation von Entwicklungsprozessen im Rahmen der Bildungsarbeit mit Kindern ist ein elementares Instrument unserer Arbeit. Durch die differenzierte Wahrnehmung und Beobachtung von Entwicklungsprozessen, Lernfortschritten und der Persönlichkeit der Kinder kann das richtige pädagogische Handeln abgeleitet werden.
Ein Teil dieser Dokumentation wird in Form von persönlichen Portfoliomappen angelegt.
Die schriftliche Dokumentation wird somit durch eine visuelle Dokumentationsmethode ergänzt.
Dieses Portfolio wird jedem Kind beim Verlassen der Einrichtung ausgehändigt.


Bildung erfordert Bindung von klein auf – Unsere Jüngsten in der U-3

Unsere Einrichtung betreut 12 Kinder unter 3 Jahren, hierfür steht uns ein eigenständiger Bereich zur Verfügung. Um den Kleinsten des Hauses die frühe außerfamiliäre Betreuung so leicht wie möglich zu machen, bieten wir einen geschützten Bereich, in dem sie behutsam aufgenommen werden und genügend Freiraum finden, sich selbst und die Einrichtung kennenzulernen.
Die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern unter 3 Jahren stellt besondere Heraus- und Anforderungen, Bildungsprozesse von Säuglingen und Kleinkindern unterscheiden sich von denen der Kinder über 3 Jahren. Unsere pädagogischen Fachkräfte müssen sich mit frühkindlichen Entwicklungsprozessen, Bindungsbedürfnissen und –mustern auseinandersetzen und empathisch und sensibel die individuelle Entwicklung der Kinder in den ersten drei Lebensjahren begleiten und fördern. Hat das Kind eine vertrauensvolle Bindung zu einer erwachsenen Person aufgebaut, bietet ihm diese Bindung die Sicherheit, von der aus die weitere Umwelt erkundet und neue Beziehungen eingegangen werden können.
Kinder in diesem Alter brauchen zunächst einmal Platz, ihren natürlichen Bewegungsdrang auszuleben und ihrem eigenen Wissensdrang nach Bildung nachzugehen.
Sie handeln hier frei nach dem Motto:

„Das Spiel ist die höchste Form der Forschung.“

Albert Einstein

Vom Säuglingsalter an sind Kinder eigenständige Wesen, die individuell die Welt erleben und auf sie reagieren. Durch eine aufmerksame Begleitung und respektvollen Umgang können unsere pädagogischen Fachkräfte die kleinen Botschaften der Kinder entdecken, verstehen und darauf reagieren ohne in das Entwicklungstempo der Kinder einzugreifen. Unser Ziel ist eine vertraute, feine aber dennoch ernste Partnerschaft mit den Kindern einzugehen, in der sie sich sicher, frei und ihrem Tempo entsprechend entwickeln können. Kinder sind Forscher und Gestalter ihrer Lebenswelt, sie werden von den pädagogischen Fachkräften bei ihrer Auseinandersetzung mit der Welt unterstützt um so eine selbstständige Entfaltung zu ermöglichen.

„Jedes Kind braucht seinen Fähigkeiten entsprechend angemessenen Raum; allerdings immer groß genug, den nächsten Entwicklungsschritt zuzulassen.“

Emmi Pikler

Ein geregelter aber dennoch flexibler Tagesablauf erlaubt den Kindern nach ihrem eigenen Rhythmus zu entscheiden, was sie erforschen wollen oder ob sie ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen möchten. Wichtig ist es hierbei Rückzugmöglichkeiten für die Kinder zu schaffen, damit sie Ruhe zur Erholung und zum Beobachten finden.
Auch unsere Jüngsten erhalten selbstverständlich in allen 10 Bildungsbereichen ausreichende Möglichkeiten, sich zu entwickeln und zu entfalten.


Beteiligung der Einrichtung am Schutz vor Kindeswohlgefährdung:
Die Matthäus-Kindertageseinrichtung ist in das „Bearbeitungsverfahren für Kindeswohlgefährdung nach§8a, SGB VIII“ des Bochumer Jugendamtes eingebunden.
Zwischen Jugendamt und freien Trägern wurde eine „Generalvereinbarung zur Sicherstellung des Schutzauftrages bei dem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung nach § 8a, SGB VIII geschlossen. Das bedeutet, dass in einem abgestimmten Verfahren mit einer „insofern erfahrenen Fachkraft“ eine Gefährdungseinschätzung vorgenommen und ein Hilfskonzept erarbeitet wird. In das Verfahren und das Hilfskonzept werden die Personensorgeberechtigten mit einbezogen.

Quelle:

  • „Mehr Chancen durch Bildung von Anfang an“ Grundsätze zur Bildungsförderung für Kinder vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW
  • www.mgffi.nrw.de
  • „Werkstatt(t)räume für Kitas“, Marion Thielemann, verlag das netz
  • „Lernwerkstattarbeit in Kitas“ DVD, Christel van Dieken, verlag das netz